Die Vorgeschichte von FIAT
Die Fabbrica Italiana Automobili Torino (FIAT) wurde am 11. Juli 1899 in Turin gegründet, im ersten Jahr des Bestehens 1900 produzierten dort 35 Arbeiter 24 Fahrzeuge. Doch rasch wuchs FIAT zu einem der führenden Automobilhersteller heran.
Der Fiat 3 1/2 HP war das erste Modell der Italiener. Insgesamt wurden von 1899 bis 1900 24 Exemplare gebaut. Der Wagen hatte einen wassergekühlten 679-cm³-Zweizylinder-Heckmotor mit 3,1 kW (4,2 PS) und einem Dreiganggetriebe, der das Fahrzeug auf max. 22 km/h beschleunigte. Der Benzinverbrauch lag bei etwa acht Liter pro 100 Kilometer.
Nach sieben Jahren Bauzeit wurde das FIAT Werk im Turiner Stadtteil Lingotto 1923 eröffnet. Die Produktionsanlage war die größte und fortschrittlichste ihrer Zeit und besaß sogar eine ein Kilometer lange Teststrecke als Rundkurs auf dem Dach. Die fertigen Fahrzeuge konnten so direkt nach der Produktion auf das Dach gefahren werden und Testrunden absolvieren. Auch der FIAT 500 Topolino entstand im Werk Lingotto.
FIAT setzte bei der Produktion ganz auf die neue Fließbandtechnik im Werk in Lingotto.
Der italienische Diktator Benito Mussolini soll den FIAT-Mitbegründer und Inhaber Giovanni Agnelli 1930 zur Entwicklung eines leistbaren Automobils gedrängt haben. Um 1933 beauftragt dann Giovanni Agnelli seine Entwicklungsabteilung, ein kleines, sparsames, für viele erschwingliches Auto zu konstruieren. Dieser Wunsch änderte die Mobilität in Europa völlig, denn bis dahin waren Automobile in Europa für viele nur ein Luxusgut, erschwinglich nur für reiche Geschäftsleute oder den Adel.
Die Mannschaft, die das neue Auto konstruieren sollte, wurde zuvor zum Entwickeln von Luftfahrzeugen eingesetzt, an der Spitze stand der erst 28-Jährige Dante Giacosa.
Die Entwicklung des FIAT 500 Topolino
Dante Giacosa setzte auf einen Vierzylinder-Viertaktmotor mit wenig mehr als 500 Kubikzentimetern Hubraum und Heckantrieb. Nach zwölfmonatiger Entwicklungszeit präsentierte Giacosa im Februar 1934 der Geschäftsleitung seine Lösung: den „Zero A“ (A steht für Aviation). Er überzeugt Agnelli, den damals kleinsten Kleinwagen in Serie gehen zu lassen.
Die Scheinwerfer beim Prototyp von 1935 waren noch in den Kotflügeln integriert, ließen sich dadurch aber nicht so leicht einstellen.
Im Juni 1936 wird dann der neue „Fiat 500″ der staunenden Bevölkerung präsentiert.
Nur 3,21 Meter lang, 569 Kubikzentimeter 4-Zylinder-Motor mit einer Leistung von 13 PS oder 10 kW, Höchstgeschwindigkeit 85 km/h, hintere Sitzbank für 50 kg Gepäck oder 2 Kinder.
Der Wagen wurde ein Kassenschlager der automobilen Neuzeit. Daran hatte auch schwungvolle Karosserie von Rodolfo Schaeffer Anteil. Es bürgerte sich der Name „Topolino“ ein (ital. Mäuschen und Name der „Micky Maus“ in Italien).
Für 8900 Lire, heute rund 1416 Euro, konnte sich auch ein Normalverdiener ein Auto leisten. Nur wenige Käufer wählten die aufpreispflichtigen Stoßstangen, fast alle aber das große Rolldach.
Einfache Technik aber auf hohem Niveau.
Das Chassis ist sehr leicht gebaut und wird erst durch die verschraubte Karosserie genügend versteift. Der Motor ist vor der Vorderachse und sehr tief liegend angeordnet. In Verbindung mit dem hoch liegenden Kühler konnte damit auf eine Wasserpumpe verzichtet werden. Die Benzinpumpe fehlt ebenso, da der Tank in der Trennwand zum Fahrgastraum höher als der Motor angeordnet ist.
Der Motor treibt über die – mit zwei Hardyscheiben gekuppelte – Antriebswelle die Hinterräder an. Die Handbremse ist dabei direkt am Getriebeausgang angeordnet. Der Motor und das Getriebe – mit der dazwischen liegenden Einscheiben Trockenkupplung – bilden eine Einheit, die in drei Gummilagern am Chassis befestigt ist.
Der Vierzylindermotor hat stehende Ventile, die über einstellbare Stößel direkt von der Nockenwelle angesteuert werden. Der Motorblock ist aus Grauguß, der Zylinderkopf aus Aluminium.
Die Lichtmaschine (75W) stellt gleichzeitig die Lüfterwelle dar. Die Ölversorgung erfolgt über eine Zahnradölpumpe mit einem Druckbegrenzer, der den Öldruck bei 2,5 bar konstant hält. Die Kurbelwelle ist nur mit 2 Lagern ausgestattet und hat keine Gegengewichte.
Bereits 1936 war der Topolino mit hydraulischen Stoßdämpfern und Bremsanlage sowie 12-Volt-Elektrik ausgestattet!
Produktion und Varianten
Auch nach dem Krieg wird der Topolino weiter produziert.
Von 1948 bis 1949 gibt es eine überarbeitete und 21.000 Mal verkaufte Variante des Topolino, den Fiat 500 B. Obenliegende Ventile heben die Leistung des Motors auf 12 kW (16,5 PS) an, die Höchstgeschwindigkeit steigt damit auf 95 km/h.
Der Fiat 500 Gardiniera Belvedere ist mit seinem Kombiheck aus Holz und Masonite-Verkleidung und Platz für 4 Erwachsene der Urtyp aller Mini-Kombis.
Von 1949 bis 1955 verkauft Fiat die C-Variante des Topolino mit großem Erfolg: 376.000 Limousinen und Kombis rollen auf Europas Straßen.
Mechanisch wird der Topolino wenig verändert, allerdings wird die Karosserie komplett überarbeitet (mehr dazu: siehe Typen). Besondere Neuheit ist ein Heizungssystem, das die Warmluft des Kühlers nutzt – so wird das Fahren im Winter angenehmer.
Der Topolino wurde in Lizenz von Simca in Frankreich, von NSU in Deutschland sowie von Steyr in Österreich produziert. Es gibt also fast identische Fahrzeuge von diesen Herstellern.
Marken und Hersteller
Von Dante Giacosa im Auftrag von FIAT entworfen, entwickelte sich das kleine Auto zum ersten echten „Volkswagen“. Der Topolino, auch bekannt als „Mäuschen“, wurde von 1936 bis 1955 produziert, darunter auch von verschiedenen Lizenznehmern.
Doch die Zeit des Topolino nähert sich ihrem Ende – Dante Giacosa konstruiert gleich zwei Nachfolger-Fahrzeuge, ab 1955 läuft der Fiat 600 und ab 1957 der Nuova Fiat 500 vom Band.
FIAT stellte am 4. Juli 2007 den neuen „Cinquecento“ vor und zeigte damit, dass die Geschichte des Fiat 500 weitergeht. Allerdings hat der Neue bis zu 100 PS und bringt es auf 180 Stundenkilometer. Sympathisch ist aber auch dieser Kleinwagen aus dem Hause FIAT.